Osterruhe abgesagt mit folgender Begründung der Kanzlerin Merkel: Das Vorhaben habe “viel zu viele Fragen” aufgeworfen, die “in der Kürze der Zeit” nicht hätten beantwortet werden können. Als Beispiele nannte sie die Lohnfortzahlung durch ausgefallene Arbeitsstunden und die Lage in den Geschäften und Betrieben. “Und die Kinder und Familien?” schreien wir da #MÜTEND! Denn bis heute ist den politischen Entscheider*innen egal, wie Bildungslücken durch ausgefallenen Unterricht, Beziehungsabbrüche und eingeschränkte soziale Entwicklung der Kinder sowie die finanzielle, physische und psychische Mehrbelastung in den Familien behoben werden.
Wir sind wütend darüber, dass unsere Kinder und Jugendliche als pandemische Stellgröße behandelt werden, als gefährliche Virusträger, statt dass sie als vollwertige Menschen mit besonderen Bedürfnissen beachtet werden. Sie stehen unter unserem Schutz, und wir haben eine Fürsorgepflicht. Stattdessen muten wir ihnen fremdnützig Maßnahmen zu, die weder evidenzbasiert sind, noch berücksichtigen, welche Folgen diese auf die Gesundheit und Entwicklung der Kinder haben.
Wir sind wütend über Maßnahmen, die ohne ausreichende Abwägung, Evidenz und unter bewusster Missachtung der Bedürfnisse und Rechte von Kindern und Jugendlichen und der Folgeschäden bei diesen getroffen werden, weil dies einfach durchzusetzen ist und die Kinder keine Lobby haben. Weil wir Kindern als vulnerable Gruppe inzwischen wissentlich durch Maßnahmen schaden, um andere vulnerable Gruppen vielleicht zu schützen.
Wir sind wütend, weil wir nach einem Jahr immer noch über Konzepte diskutieren, statt die vorliegenden Konzepte (z.B. die S3-Leitlinie) umzusetzen und so Bildung in Präsenz zu ermöglichen. Weil alle Fachgesellschaften, die Kinder im Blick haben wie die DGKJ, DGPI, DGKH, SGKJ, bvvp, bvkj, vakjp, bkjpp, DPtV, sowie die zahlreichen Wissenschaftler*innen, die sich für kindgerechten Infektionsschutz einsetzen, nicht gehört werden und nicht Teil von Expertengremien oder Taskforces sind.
Wir sind wütend, weil für Unternehmen Appelle für Schnellttests, Homeoffice und Maske am Arbeitsplatz anscheinend ausreichend sind, während Kinder und Jugendliche genau diesen Regeln per Zwang und Pflichten ausgesetzt sind, obwohl Kinderrechte laut UN-Kinderrechtskonvention “vorrangig zu berücksichtigen sind”.
Wir sind wütend, weil wir Kinder mit 12 bzw. 14 Jahren wie kleine Erwachsene behandeln, die alleine zuhause mit Unterrichtsstoff, Einsamkeit und Alltag zurechtkommen müssen, weil es weder Kindkranktage noch Notbetreuung gibt, aber die Schulen für die meisten dieser Kinder seit fast einem halben Jahr komplett geschlossen sind. Und ihre Entwicklungsaufgaben, zu denen auch die Pflege von Beziehungen innerhalb ihrer Peer Group gehört, verboten und damit kriminalisiert werden.
Wir sind wütend über das Impfdesaster, dass sich zum Beispiel in Millionen an ungenutzten Impfdosen in Deutschland zeigt. Über die katastrophale oft angstmachende Kommunikation der Politik und einiger Medien, welche zuletzt einen traurigen Höhepunkt fand in der Spiegelüberschrift “Kinder werden zur Gefahr für ihre Eltern – mit fatalen Folgen” und der Falschbehauptung von Kanzlerin Merkel, die Mutation sei “deutlich tödlicher”. Über die fehlende wissenschaftliche Datenbasis, aufgrund sich ständig ändernder und aktionistischer Teststrategien, die dazu führen, dass wir immer noch viel zu wenig über Infektionsketten und -orte und die Dunkelziffer in verschiedenen Altersklassen wissen.
Wir sind müde, weil wir Familien und Kinder im Falle von Quarantäne immer noch alleine lassen und ihnen dabei noch zusätzliche finanzielle und organisatorische Sorgen auferlegen, weil es immer noch keine ausreichenden Hilfen für Kinder und deren Familien in Quarantäne gibt. Weil es keinerlei Konzepte für kindgerechte Quarantäne gibt und sogar der einsame Aufenthalt an der frischen Luft verboten ist.
Wir sind müde, dass Erwachsene sich durch Schnelltests mehr Freiheiten ermöglichen können, aber die gleichen Tests nicht mehr Freiheiten für Kinder ermöglichen.
Wir sind müde, weil das Coronaelterngeld, die Kindkranktage und alle Überstunden und Urlaub nicht ausreichen, und das schlechte Gewissen gegenüber den Arbeitgebern und den Kolleg*innen und den Kindern unfassbar groß ist, und viele Familien finanzielle Sorgen quälen.
Wir sind müde, weil die Belastungen und Einschränkungen für unsere Kinder und Jugendlichen zu groß sind und viel zu lange dauern, und wir Eltern nach einem Jahr Pandemie neben der eigenen Belastung es oft nicht mehr schaffen, die Kinder emotional ausreichend zu stützen. Kinder brauchen für eine gute Entwicklung Liebe, Zuversicht und Interaktion mit anderen Kindern, ihre Isolation ist Gift für ihre Entwicklung.
Wir sind müde, weil die Kinder und Jugendlichen ihre Grundbedürfnisse nach Sicherheit, sozialer Interaktion, liebevollen Begegnungen, Bewegung und Wissen nicht ausleben und erfüllen können, und wir sehen wie diese Bedürfnisse zunehmend verkümmern. Denn die Kinder, die all das “toll mitmachen” haben oftmals nur ihre eigenen Bedürfnisse aufgegeben. Die Folgen beobachten jetzt schon viele Eltern: die Kinder werden lethargisch, traurig und entwickeln Ängste. Das gelegentliche Lob der Politiker*innen für genau diesen Vorgang fühlt sich wie blanker Hohn an.
Wir sind müde, weil wir wissen, dass Kinder, die in der Familie Gewalt erfahren, für die die Zeit außerhalb des Hauses der einzige Schutzraum ist, diese Schutzräume bereits seit Monaten geschlossen vorfinden. Weil wir für alles eine Perspektive haben, außer für den Kinderschutz. Weil Lehrkräfte, Sozialarbeitende und die Jugendämter oftmals im Homeoffice sind und damit unerreichbar für die Kinder. Weil viele Kinder nicht regelmäßig ein warmes Essen erhalten.
Wir sind müde, weil Kinder, die Therapien oder Förderung benötigen, seit einem Jahr diese nur eingeschränkt oder gar nicht erhalten und dies sich negativ auf ihr ganzes Leben auswirken wird. Weil Eltern, die pflegebedürftige, durch das Virus besonders gefährdete Kinder versorgen, übersehen und alleine gelassen werden und niemand sich dafür einsetzt, dass diese Teilhabe und Entlastung erfahren.
Wir Familien sind so #MÜTEND, weil unzählige Briefe, Gespräche und Appelle ungehört verhallen. Wir können nur hoffen, dass die Kinder uns die Fehler, die wir in dieser Pandemie gemacht haben, verzeihen. Denn diese Kinder brauchen wir in der Zukunft alle. Sie sollen unser Land führen und am Laufen halten. Sie sollen die durch die Pandemie geschädigte Wirtschaft wieder aufbauen und nebenher unsere Renten finanzieren. Und wenn wir alt und gebrechlich sind, dann hoffen wir, dass die Kinder dennoch empathisch, fürsorglich und achtsam mit uns umgehen, auch wenn wir ihnen das selbst verwehrt haben.
Kinder können die Gesellschaft nur dann tragen, wenn sie in ihrer Kindheit selbst getragen wurden!