Impfaktionen an Hamburger Schulen: Kinder und Eltern unter Druck
Schulen sind nicht der richtige Ort für die Corona-Impfung
Pressemitteilung Hamburg, 23.8.2021
Auch in Hamburg soll in den kommenden Wochen an weiterführenden Schulen gegen Corona geimpft werden – eine Entwicklung, die Initiative Familien Hamburg mit großer Sorge sieht. Denn nicht nur ist im Rahmen der Impfungen an Schulen eine ärztliche Beratung der Kinder und ihrer Eltern kaum möglich, auch könnten sich die Schüler:innen einem Gruppendruck ausgesetzt fühlen, sich impfen zu lassen. „Deshalb lehnen wir jegliche Impfaktionen an Hamburger Schulen strikt ab”, sagt Anna-Maria Kuricová, Sprecherin der Landesgruppe Hamburg des Vereins Initiative Familien. „Wir fordern den Hamburger Senat auf, die Impfungen in dem geschützten Rahmen innerhalb der Kinder- und Hausarztpraxen zu belassen. Denn Kinder sind besonders schutzbedürftig und die Corona-Impfung eine private und freiwillige Angelegenheit.”
Das sehen auch Mediziner so. Der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte kritisiert die Impfaktionen in Schulen und rät zur Impfung in den Praxen. Das habe zudem den Vorteil, dass der Kinderarzt die Familie und das Umfeld gut kennt und die Eltern besser beraten kann, ob die Impfung für die Familie sinnvoll ist oder nicht. In den Schulen würden die Jugendlichen sehr stark unter Gruppenzwang stehen.[1]
„Schulen sind schlicht nicht der richtige Ort für Impfungen”, sagt Anna-Maria Kuricová von Initiative Familien. Die Gefahr einer gruppendynamischen Zwangssituation für die Kinder ist besonders hoch und die freie und individuelle Impfentscheidung kann nicht mehr anhand objektiver Kriterien erfolgen, sondern aus dem Wunsch heraus „dazuzugehören”.
Stiko verlangt ärztliche Aufklärung vor Kinderimpfung
Auch laut der jüngsten Empfehlung der Ständigen Impfkommission (Stiko) zur Covid-19-Impfung sollen sich Kinder und Jugendliche und ihre Eltern vom Arzt über die Vor- und Nachteil der Impfung beraten lassen. Die Stiko schreibt: „Unverändert soll die Impfung nach ärztlicher Aufklärung zum Nutzen und Risiko erfolgen.”[2] Initiative Familien fürchtet, dass dies bei Impfaktionen an Schulen nicht gewährleistet ist.
Erste Aktivitäten an Schulen in Hamburg jedenfalls deuten in diese Richtung. Das Gymnasium Altona zum Beispiel fordert Eltern per Rundmail auf, sich anzumelden, „wenn Sie Ihr Kind – oder, bei volljährigen Schüler:innen, sich selbst – verbindlich impfen lassen möchten”. Weiter heißt es: „Bei Nicht-Volljährigen ist die persönliche Begleitung durch einen Erziehungsberechtigten zur Erstimpfung wünschenswert, jedoch nicht zwingend nötig.” Auf ihrer Homepage verweist die Schule auf Erklärvideos des impfenden Arztes, die dieser auf Plattdeutsch eingesprochen hat.
Offenbar soll vor Ort lediglich die Spritze verabreicht werden – ohne individuelle Aufklärung oder ein Beratungsgespräch. „Das ist nicht im Sinne der Stiko-Empfehlung. Eltern werden mit der Entscheidung allein gelassen und Schüler:innen sind dem Gruppendruck in ihrer Klasse ausgesetzt”, kritisiert Anna-Maria Kuricová von Initiative Familien.
Spaltung der Hamburger Schülerschaft befürchtet
In Hamburger Schulen wird großen Wert auf Gleichbehandlung gelegt. Mit Sorge nimmt der Verein Initiative Familien wahr, dass diese hohen ethischen und moralischen Prinzipien ausgehöhlt werden könnten. Denn fortan erhalten geimpfte Jugendliche das Privileg, sich nicht mehr testen zu müssen. Schulen beginnen damit, Listen mit dem Impfstatus ihrer Schülerschaft zu führen. Initiative Familien fragt: Kehrt Hamburg dem Prinzip der Gleichbehandlung an Schulen den Rücken und führt die Spaltung der Schülerschaft in Geimpfte – und Nicht-Geimpfte herbei?
Keine Testpflicht für Lehrer – unabhängig vom Impfstatus
Hamburger Lehrer:innen hingegen müssen sich nicht testen – ob geimpft oder ungeimpft. Für sie sind die Tests an Schulen lediglich ein Angebot, das sie wahrnehmen können aber nicht müssen. Ihr Impfstatus darf nicht abgefragt werden, weil damit ihre Persönlichkeitsrechte verletzt würden. Was ist mit den Rechten der Kinder? „Verpflichtende Maßnahmen werden den Kindern aufgebürdet, Erwachsene werden ausgenommen und verschont. Auch auf diese Weise wird der Druck auf Kinder und Jugendliche weiter erhöht. Das dürfen wir Erwachsenen nicht zulassen”, sagt Anna-Maria Kuricová.
Impfung als Schutz vor psychosozialen Folgen?
Die Stiko verweist in ihrer Empfehlung nicht nur auf den Schutz vor der Erkrankung. sondern auch vor „den damit assoziierten psychosozialen Folgeerscheinungen”. Zugleich macht die Stiko noch einmal deutlich: Es hat sich nichts daran geändert, dass Covid-19 in der Regel bei Kindern und Jugendlichen keine schwere Erkrankung ist. Es ist aus Sicht von Initiative Familien aber eine politische und gesellschaftliche Frage, welche Maßnahmen Kindern und Jugendlichen an den Schulen und in ihrem Alltag auferlegt werden und welche „psychosozialen Folgeerscheinungen” man damit in Kauf nimmt. „Wir rufen dazu auf, die Verhältnismäßigkeit der Maßnahmen stärker in den Blick zu nehmen. Kinder und Jugendliche benötigen dringend Entlastung, denn sie haben bereits stark unter den Maßnahmen der Pandemiebekämpfung gelitten”, sagt Anna-Maria Kuricová.
Initiative Familien fordert die Politik auf, keinen weiteren Druck auf Familien mit minderjährigen Kindern bezüglich einer Covid-19- Impfung auszuüben! Die Impfung ist für Kinder und Jugendliche keine Voraussetzung für Bildung und soziale Teilhabe und sie darf dazu auch nicht gemacht werden. Dies hat im Übrigen auch die Stiko betont.
[1] https://www.tagesschau.de/inland/kinderaerzte-impfungen-schulen-kritik-coronavirus-101.html
[2] Stiko-Empfehlung vom 16.8.2021 https://www.rki.de/DE/Content/Kommissionen/STIKO/Empfehlungen/PM_2021-08-16.html
Kontakt:
Initiative Familien, Landesgruppe Hamburg
hamburg@initiativefamilien.de
presse@initiativefamilien.de
Über uns
„Familien in der Krise“ und „Kinder brauchen Kinder“ sind zwei bundesweit aktive Initiativen, die sich im Zuge der Corona-Krise gegründet haben und gemeinsam den Verein „Initiative Familien“ gründeten. Unser Ziel ist es, langfristig auf die Bedürfnisse von Kindern, Jugendlichen und Familien aufmerksam zu machen und sie ins Zentrum politischer Entscheidungen zu rücken. Wir haben bereits zahlreiche Gespräche mit führenden Politiker:innen aus Bundes- und Landespolitik geführt sowie ein umfassendes Medienecho auf unsere Aktionen erzeugt.