Konzentrieren Sie Ihre Maßnahmen endlich auf die wahren Corona-Hotspots, statt weitere Opfer von den Kindern zu verlangen!
Offensichtlich haben Einschränkungen im Schulbetrieb mittlerweile Konjunktur bei Ihren Pandemiemaßnahmen, die den Solidaritätsgedanken zur reinen Farce verkommen lassen. Kindern in einem unerträglichen Automatismus ad ultimo schier unbegrenzte Opfer abzuverlangen, während alle übrigen Lebensbereiche möglichst unangetastet bleiben sollen, ist das Resultat eines verantwortungslosen Machtprinzips, Handlungsfähigkeit in erster Linie gegenüber den Schwächsten der Gesellschaft zu demonstrieren.
Regelbetrieb an Schulen ist eine conditio sine qua non, die sich unsere Gesellschaft unabhängig von Inzidenzen leisten MUSS, weil Bildung und Fitness der nachfolgenden Generationen die Sicherung unseres Wohlstandes bedeuten. Alle, die den Wert schulischer Bildung so gering schätzten, dass sie in jahrelangen (Teil)-Schulschließungen kein Problem sehen, haben sich damit schon selbst disqualifiziert. Denn im internationalen Wettbewerb wird dieses Handicap kaum folgenlos bleiben. Ganz zu schweigen davon, dass vollständig geöffnete Schulen im Infektionsgeschehen eine untergeordnete Rolle spielen, keine relevante Gefahr für die Gesellschaft darstellen und vollkommen zu Unrecht als Pandemietreiber verunglimpft wurden. Inzidenzen folgen auch bei ungeimpften Kindern denen in der Allgemeinbevölkerung und nicht umgekehrt.
Bereiche mit geringer Übertragungswahrscheinlichkeit drastisch zu beschränken und gleichzeitig die wahren Corona-Hotspots aus politischem Kalkül kaum zu kontrollieren, offenbart die ganze Verlogenheit der öffentlichen Debatte.
Mit Masken- und Testpflicht in Bildungs- und Freizeiteinrichtungen werden Kindern und Jugendlichen ohnehin schon massive Einschränkungen ihrer Freiheitsrechte zugemutet. Bereits die Exklusivität der Maßnahmen in dieser Bevölkerungsgruppe ist eine skandalöse Benachteiligung, für die es weder epidemiologisch noch gesellschaftlich irgendeine Rechtfertigung gibt. Das Mindeste ist aber, dass damit wenigstens der volle Präsenzbetrieb auch unter Pandemiebedingungen garantiert wird, wie es für die Arbeitswelt mit deutlich geringeren Restriktionen längst selbstverständlich ist. Solange Betriebe nicht rigoros geschlossen werden, darf dies auch für Schulen keine Option sein. Und Wechselunterricht ist keine neuartige pädagogische Errungenschaft zum Wohle der Kinder, sondern ein Notbehelf mit erheblichen Limitationen, der sich bestenfalls als einmalige Krisenintervention eignet, aber keinesfalls als Dauerlösung in einer sich über Jahre hinziehenden Pandemie, in der es einer verantwortungslosen Politik an langfristigen Konzepten mangelt.
Maxime staatlichen Handelns ist die Sicherung des Gemeinwohls durch fairen Interessenausgleich zwischen unterschiedlichen gesellschaftlichen Gruppierungen. Kinder nehmen hier einen Sonderstatus ein, weil sie für ihre Interessen nicht selbst einstehen können und deshalb in besonderem Maße auf die Fürsorge staatlicher Institutionen angewiesen sind. Diese moralische Verpflichtung ist nicht verhandelbar, da sie den erfolgreichen Fortbestand des Gemeinwesens sichert.
Der Schutz der Kinder ist damit eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe mit unidirektionaler Ausrichtung: Erwachsene schützen Kinder und nicht umgekehrt.
Es ist eine Katastrophe, sich auf unbegrenzte Wiederholung der Einschränkungen von Kinderrechten zu fokussieren, weil sie für den Moment billig zu haben sind und sich erst auf längere Sicht bitter rächen werden.
Unbestritten ist es Aufgabe des Staates, die Sicherheit seiner Bürger:innen in einer Pandemie durch geeignete und verhältnismäßige Maßnahmen des Infektionsschutzes zu gewährleisten. Der Anspruch, das Lebensrisiko jedes Einzelnen um jeden Preis zu minimieren, ist dagegen eine folgenschwere Fehlinterpretation staatlicher Daseinsvorsorge und letztlich Größenwahn, weil er zwangsläufig mit unzumutbaren Freiheitsbeschränkungen einhergeht und trotzdem nur Stückwerk bleiben kann. In der Bevölkerung ein vollkommen überzogenes und letztlich nicht erfüllbares Sicherheitsbedürfnis zu wecken, überfordert jedes Gemeinwesen und verhindert die Akzeptanz für ein auf Dauer angelegtes „Leben mit dem Virus“, das uns alle Lockdowns dieser Welt nicht ersparen werden.
Stattdessen scheint das Prinzip „Whatever it takes“ in der Politik salonfähig geworden zu sein, indem für momentane Scheinlösungen mit kurzfristigen Erfolgen unbegrenzte Hypotheken auf die Zukunft aufgenommen werden. Hemmungslos wird die Zustimmung weiter Bevölkerungsteile zu vermeintlich alternativlosen Pandemiemaßnahmen durch großzügige Wohltaten erkauft. Das Spiel ist so einfach wie skrupellos, auch im Bildungssektor. So schafft man eine wachsende Zahl an Nutznießern der Pandemie, deren einziges Bestreben es ist, den Ausnahmezustand um eigener Vorteile willen auf ewig zu perpetuieren – zum Schaden aller. Die Politik macht sich so zum Erfüllungsgehilfen gesellschaftlicher Egoismen und beraubt sich jeglicher Handlungsspielräume für eine langfristige, verantwortungsvolle Strategie im Umgang mit dem Virus.
„Whatever it takes“ im Bildungsbereich müsste im Sinne einer ernstgemeinten Zukunftsperspektive längst heißen: Schule und Sport müssen um jeden Preis offengehalten werden, weil sie für Kinder lebenswichtig und für die Gesellschaft überlebenswichtig sind. Entwicklungsschritte von Heranwachsenden vollziehen sich in vorgegebenen Phasen, die von Reifungsprozessen des Gehirns bestimmt werden. Verstreichen die optimalen Zeitfenster zum Kompetenzerwerb ungenutzt, kann Verpasstes, wenn überhaupt, nur noch mühsam und unter erheblichem Aufwand nachgeholt werden. Kindheit und Erwachsenwerden, Lernen und soziale Interaktion lassen sich nicht einfach auf die Zeit nach der Pandemie verschieben.
Wenn gesunde Kinder der Gefahr von irreparablen kognitiven, psychosozialen und gesundheitlichen Defiziten ausgesetzt werden für einen moralisch überhöhten Infektionsschutz, der längst in keinem vernünftigen Verhältnis mehr zum angerichteten Schaden steht, ist dies eine historische politische Fehlleistung, an der es absolut nichts mehr zu verzeihen gibt!