Seit dem 10.08.2021 gehen die Impfeinladungen von der Senatsverwaltung für Gesundheit, Pflege und Gleichstellung adressiert an die 12-17jährigen in den Berliner Haushalten ein. Dieses Schreiben ist in erster Linie direkt an die Kinder und Jugendliche gerichtet, vorbei an den Eltern. Mit der darin enthaltenen Wortwahl wird Kindern ein schlechtes Gewissen gemacht und massiver psychologischer Druck ausgeübt, sich impfen zu lassen. Anders, so suggeriert es der Brief, können die Kinder nicht auf eine Rückkehr zu einem weitestgehend normalen Leben und offene Schulen hoffen. Kinder werden hier in die Verantwortung für weitere Schulschließungen genommen.
Die von der EMA für die Altersgruppe 12 – 17 Jahre zugelassenen Covid – Impfstoffe der Firmen Biontech und Moderna in Deutschland werden nach aktuellen Stand von der Stiko nicht für eine allgemeine Anwendung empfohlen. Sie sollten nur bei Vorliegen bestimmter Erkrankungen bzw. Risikosettings nach ausführlicher ärztlicher Beratung und Aufklärung bei Jugendlichen eingesetzt werden. Frau Kalayci stellt die eingeschränkte Impfempfehlung der Stiko in Frage und wirbt mit den zweifelhaften Argumenten für die Impfung einer Altersklasse, die selbst ein äußerst geringes Risiko hat, schwer an Covid-19 zu erkranken. Die Tatsache, dass Daten der Langzeitbeobachtung für eine allgemeine Empfehlung immer noch nicht vorliegen, wird in dem Schreiben nicht thematisiert. Auf Risiken durch die Impfung, etwa die besonders bei Jungen gelegentlich beobachteten Herzmuskelentzündungen, wird an dieser Stelle nicht eingegangen. Zudem ist das Schreiben an vielen Stellen irreführend und teilweise manipulativ.
So steht dort:
“Die Corona-Schutzimpfung schützt dreifach:
- “Euch selbst”
Die Impfung schützt nicht vor einer Infektion. Geimpfte können sich weiterhin mit Corona infizieren. Die Impfung reduziert das Risiko eines schweren Verlaufs maßgeblich. Da die angesprochene Altersgruppe äußerst selten an schweren Corona-Infektionen erkrankt, muss der Zweck des Selbstschutzes durch die Impfung sorgfältig abgewogen werden mit unerwünschten Nebenwirkungen wie Herzmuskelentzündungen. Beides – ein schwerer Verlauf einer COVID-19 Erkrankung und eine Herzmuskelentzündung als Nebenwirkung der Impfung – ist selten. Wenn die STIKO nach derzeitigem Stand nicht abschätzen kann, ob der Nutzen einer Impfung die Risiken überwiegt, ist es nicht an Frau Kalayci, die Entscheidung für Kinder zu treffen.
2. “die Personen mit denen Ihr Euch trefft und”
Das ist nach derzeitigem Kenntnisstand nicht richtig: Es gibt deutliche Anzeichen dafür, dass vollständig geimpfte Personen das Virus weiter verbreiten können, vielleicht sogar ähnlich stark wie Ungeimpfte.
3. “die gesamte Gesellschaft, also uns alle!”
Auch das ist nicht richtig, wenn Geimpfte das Virus weiterverbreiten können. Die Impfung dient dem Selbstschutz, nicht dem Schutz der Gesellschaft. Minderjährige unter Druck zu setzen, um sogenannte Herdenimmunität zu erreichen, ist nicht nur moralisch höchst fragwürdig. Es ist zwecklos.
Dieses Schreiben ist keine Zusammenstellung an Informationen, die es den Eltern und Jugendlichen möglich macht, Pros und Kontras gegeneinander abzuwägen und darauf basierend eine Entscheidung zu fällen. Eine Empfehlung an die Eltern und Kinder, sich nach einer gründlichen Anamnese des Kindes von ihrem Kinder- und Jugendarzt beraten zu lassen, erfolgt nicht.
In diesem Kontext lehnen wir auch Impfaktionen an Schulen ab, da dort ausführliche Beratungsgespräche nicht stattfinden können.
Wir fordern die Politik auf, keinen weiteren Druck auf Familien mit minderjährigen Kindern bezüglich der Covid-19 Impfung auszuüben! Die Impfung ist für Kinder und Jugendliche keine Voraussetzung für Bildung und soziale sowie gesellschaftliche Teilhabe und sie darf dazu auch nicht gemacht werden.
Die Stiko hat ihre Impfempfehlung für Kinder überzeugend auf der verfügbaren Datenbasis begründet. Wir bedauern ausdrücklich, dass nun der Eindruck entstehen könnte, die anstehende Neubewertung der Impfung für Kinder beruhe nicht auf einer fundierten Analyse der zur Verfügung stehenden Daten, sondern auf dem Druck, den die Politik auf die Stiko ausübt. Das wird das Vertrauen der Eltern in Impfempfehlungen nicht stärken.
Andrea Martin, Sabrina Loyda, Rebecca Prelle, Kerstin Sanda, Ulrike Abromeit, Franziska Sommerfeld, Frank Müllers
Initiative Familien, Landesgruppe Berlin
Kontakt: Berlin@initiativefamilien.de