Kinder erkranken selten stark und haben kaum akute schwere Verläufe bei Corona. Das ist weit verbreiteter Konsens unter Mediziner:innen, schon seit Beginn der Pandemie. Die Deutsche Gesellschaft für Pädiatrische Infektiologie (DGPI) und die Deutsche Gesellschaft für Krankenhaushygiene (DGKH) haben jetzt in einer Stellungnahme weitere Informationen dazu veröffentlicht. Darin heißt es:

„Die Nachrichten erwecken den Eindruck, als würden Kinder und Jugendliche zu den besonders gefährdeten Teilen der Bevölkerung im Rahmen der SARS-CoV-2 Pandemie gehören. Dies geht mit großen Sorgen und Ängsten von Eltern, zum Teil aber auch von Kindern und Jugendlichen selbst einher. Insofern halten wir es für geboten, die verfügbaren Fakten zu Hospitalisierung und Sterblichkeit von COVID-19 bei Kindern und Jugendlichen in Deutschland – Stand April 2021 – der Öffentlichkeit bekannt zu machen.“

Bereits seit Mitte März 2020 führt die DGPI ein Register, in dem die deutschen Kinderkliniken die bei ihnen wegen Covid-19-Erkrankung aufgenommen Kinder melden und Informationen über den Verlauf der Erkrankung. Gemeldet wurden dort innerhalb von 13 Monaten 1.259 Patient:innen, 62 Kinder oder Jugendliche mussten in der bisherigen Pandemie auf einer Intensivstation behandelt werden. Verstorben sind 4 Kinder bzw. Jugendliche.

Die Einordnung der DGPI dazu: „

Jeder einzelne Fall eines schwer erkrankten oder verstorbenen Kindes an einer SARS-CoV-2-Infektion ist ein Fall zu viel und ein unerträgliches Einzelschicksal für Kind und Familie. Die nun seit Beginn der Pandemie gemachte Beobachtung, dass von den schätzungsweise 14 Millionen Kindern und Jugendlichen in Deutschland nur etwa 1200 mit einer SARS-CoV-2-Infektion im Krankenhaus (< 0,01%) behandelt werden mussten und 4 an ihrer Infektion verstarben (< 0.00002%), sollte Anlass sein, Eltern übergroße Sorgen vor einem schweren Krankheitsverlauf bei ihren Kindern zu nehmen. In der Saison 2018/19 wurden nach Angaben des RKI insgesamt 7461 Kinder unter 14 Jahren mit Influenza als hospitalisiert gemeldet, 9 Kinder verstarben. Nach Angaben des Bundesministeriums für Verkehr und digitale Infrastruktur lag im Jahr 2019 die Zahl der durch einen Verkehrsunfall getöteten Kinder bei 55, nach Angaben der DLRG die Zahl der ertrunkenen Kinder bei 25. Diese Zahlen sollen und dürfen keinesfalls gegeneinander aufgerechnet werden, mögen aber bei der Einordnung helfen.“

Das DGPI Covid-19 Register findet ihr hier. Wöchentlich werden neue Zahlen veröffentlicht – ihr könnt hier immer die aktuellen Daten nachlesen: https://dgpi.de/aktuelles/covid-19-news/

Zur vollständigen Stellungnahme der DGPI vom April 2021: https://dgpi.de/stellungnahme-dgpi-dgkh-hospitalisierung-und-sterblichkeit-von-covid-19-bei-kindern-in-deutschland-18-04-2021/

Ebenfalls führt die DGPI auch eine Überwachung zum sogenannten PIMS-Syndrom (Pediatric Inflammatory Multisystem Syndrome), eine schwere Entzündungsreaktion, die in Einzelfällen nach einer Infektion mit Sars-Cov-2 auftreten kann. Hier wurden zwischen Ende Mai 2020 bis Ende April 2021 281 Fälle gemeldet. Mehr dazu hier: https://dgpi.de/pims-survey-update/

Bezüglich anderer Spätfolgen einer Corona Infektion („long covid“) bei Kindern und Jugendlichen liegen noch keine ausführlichen Studien aus Deutschland vor. Eine Survey durch das DGPI wurde jüngst gestartet.