Eltern fordern Verhältnismäßigkeit der Maßnahmen für Kinder
Kundgebung von Initiative Familien
25. April 2021 – Initiative Familien veranstaltet am 25. April 2021 die zweite Kundgebung neben dem Landtag in Hannover unter dem Motto “Kein Lockdown für Kinderrechte”. Thematisiert werden unter anderem die Beschlüsse im Rahmen der sogenannten Bundesnotbremse und deren Umsetzung in Niedersachsen sowie die Testpflicht für Kinder und Jugendliche für den Schulbesuch. Mit der Veranstaltung macht die Initiative auf das Ungleichgewicht aufmerksam, durch das Kinder stärker als Erwachsene eingeschränkt werden.
Schulen und Kitas spielen inzwischen erwiesenermaßen keine treibende, sondern eine eher niedrige bis moderate Rolle im Infektionsgeschehen. Infektionen finden hauptsächlich im privaten Umfeld oder am Arbeitsplatz statt. “Aber anstatt den Fokus in der Pandemiebekämpfung auf die Bereiche zu legen, die eine entscheidende Rolle im Infektionsgeschehen spielen, konzentriert sich die Politik nach wie vor auf Schulen und Kitas”, so Sina Denecke, Sprecherin von “Initiative Familien”.
Niedersachsens Sonderweg: Schließung ab Inzidenz von 100 statt 165
Diesen Umstand hat das kürzlich beschlossene Infektionsschutzgesetz weiter manifestiert. Bundesweit werden nun ab einer Inzidenz von 165 Bildungseinrichtungen geschlossen. Niedersachsen ist an dieser Stelle sogar noch strenger und bleibt bei dem Wechsel ins Szenario C bei einer Inzidenz von 100. Damit sind Schulen ab Klasse 5 und Kitas in 31 von 45 Landkreisen offiziell geschlossen bzw. in der Notbetreuung (Stand 24.05.2021).
Während laut Politikern die Testpflicht für Erwachsene ein “Eingriff in die körperliche Unversehrtheit” darstellt, ist sie in Niedersachsen für Schüler:innen längst umgesetzt und wird aktuell im Landtag sogar für Kita-Kinder diskutiert. Die Mütter und Väter von Initiative Familien sind fassungslos angesichts dieser Ungerechtigkeit und wollen mit der Kundgebung darauf aufmerksam machen. “Wir befürworten Tests und altersgerechten Infektionsschutz, um den Bildungsbetrieb sicherer zu machen. Aber es kann doch nicht sein, dass die Hygienemaßnahmen nur für Kinder immer weiter ausgebaut werden, für erwachsene Arbeitnehmer:innen jedoch nur als Angebot gelten. Die Impfungen der Pädagog:innen schreiten voran und dennoch ist der Präsenzbetrieb in Schule und Kita immer weiter in die Ferne gerückt”, stellt Sina Denecke fest. “Die Last der Pandemiebekämpfung ist nach wie vor äußerst ungleich verteilt.”
Offener Brief von Experten für Präsenzbetrieb
“Denn die Solidarität, die wir Kindern bereits seit Monaten abverlangen, geht auf Kosten ihrer Bildungs- und Entwicklungschancen, ihrer psychischen Gesundheit und ihrer körperlichen Unversehrtheit.” Das steht in dem offenen Brief der bundesweiten Initiative Familien, mit dem sich zahlreiche führende Experten (Kinderärzt:innen, Virolog:innen, Psycholog:innen u.v.m.) sowie bisher rund 6.000 weitere Bürger:innen an die politischen Entscheider gewandt haben. Die Forderung: Schulen und Kitas unter Hygieneschutz im Regelbetrieb öffnen. Im Brief argumentieren die Experten fundiert, warum “es dringend nötig ist, Schulen und Kitas geöffnet zu lassen und Gruppensport in Vereinen zumindest unter freiem Himmel zu ermöglichen.”
Die WHO, UNICEF, das ECDC und zahlreiche weitere internationale und nationale Institutionen fordern seit Monaten, Schulen und Kitas nur im äußersten Notfall zu schließen. Dem muss auch Deutschland endlich gerecht werden. “Wir fordern Gerechtigkeit und Verhältnismäßigkeit. Pandemiebekämpfung ist ein gesamtgesellschaftlicher Kraftakt und darf nicht primär auf dem Rücken der Kleinsten geschehen. Wir erwarten, dass die Politik endlich Verantwortung für die Kleinsten in unserer Gesellschaft übernimmt und sie nicht zu den Verlieren der Pandemie macht”, fasst Sina Denecke das Anliegen der Kundgebung zusammen.