Schulen und KiTas müssen verlässlich offen bleiben
Endlich werden die Lasten der Pandemiebekämpfung auf breitere Schultern verteilt. Die Infektionsdynamik wird dort gebremst, wo es am effektivsten ist: Bei den Erwachsenen, an den Arbeitsplätzen und in der Freizeit. Schon jetzt, kurze Zeit nach ihrer Einführung zeigen die Massnahmen Wirkung, während Kinder und Jugendliche weiter in die Schulen und KiTas gehen können und nicht erneut aus der Bahn geworfen werden.
Kein OECD-Land hat die Grundschulkinder in diesem Jahr so lange wie Deutschland vom regulären Schulunterricht ausgeschlossen. In der Sekundarstufe I hat nur Lettland die Schulen noch länger geschlossen (OECD 2021). Länder wie die Schweiz und Spanien haben die Schulen seit dem Sommer 2020 an keinem einzigen Tag mehr geschlossen. Die verheerenden Auswirkungen auf die Lernfortschritte und Bildungsungleichheit (Wößmann et al., 2021; Sachverständigenrat Wirtschaft, 2021), auf die Psyche der Kinder (Ravens Sieberer et al., 2021; BiB, 2021; Coronapandemie: Das stille Leiden der Kinder und Jugendlichen (aerzteblatt.de)), auf ihr Gewicht und ihre körperliche Gesundheit sind deutlich sichtbar (Viner et al., 2021; Aust et al., 2021). Die „Aufholpakete“ von Bund und Ländern sind nicht mehr als der sprichwörtliche Tropfen auf den heißen Stein.
Eine Fortsetzung der Schulschließung nicht verantwortbar
So zugespitzt die Covid-19-Lage unter Erwachsenen derzeit auch ist – eine Fortsetzung der Schulschließungspolitik ist nicht zu verantworten. Zu groß wäre der Schaden für die betroffenen Kinder und das Land. Eine rasch alternde Gesellschaft, die Bildungs- und Entwicklungschancen und die Gesundheit ihrer Kinder preisgibt, wird zentrale gesellschaftliche Ziele wie Gerechtigkeit, Wohlstand und Nachhaltigkeit nicht aufrechterhalten können. Unsere Kinder können nur zu gesunden, produktiven Erwachsenen werden, wenn ihnen eine altersangemessene Teilhabe an Schule, Sport und Freizeit dauerhaft ermöglicht wird. Die politisch Verantwortliche müssen jetzt zu ihrem Versprechen stehen, Kindern und Jugendlichen endlich die Priorität zu gewähren, die sie dringend benötigen:
Die Weihnachtsferien dürfen nicht verlängert werden. Schulen müssen verlässlich offen bleiben, fünf Tage die Woche mit Haupt- und Nebenfächern, Sport und Freizeitangeboten, Kita-Betreuung in vollem Umfang gewährleistet sein. Der erlittene Schaden lässt sich nur dann begrenzen, wenn Kinder jetzt alle Möglichkeiten haben, unter guten Bedingungen gemeinsam zu lernen und Erlebnisse zu teilen.
“Nach fast zwei Jahren fehlgeleiteter Fokussierung der öffentlichen Debatte und der Eindämmungsmaßnahmen auf Kinder und deren Lebensbereiche, braucht es ein klares Bekenntnis aller Verantwortlichen, die Schulen offen zu halten und für eine sachliche und evidenzbasierte Aufklärung zu sorgen, damit irrationale Ängste begrenzt und rationale Entscheidungen zum Wohl der Kinder getroffen werden können.” sagt Katja Wirfler, Landessprecherin der Initiative Familien in Rheinland – Pfalz.
Risiko durch COVID-Infektion für Kinder gering
● Covid-19-Risiken für Kinder sind gering (DGPI, 2021). Auch ohne Impfung ist die Hospitalisierungsrate von unter 18jährigen niedriger als bei geimpften über 40jährigen (PHE, 2021). Zudem werden Kinder anders als Erwachsene regelmäßig getestet. Diese Fakten sind der weit verbreiteten Vorstellung entgegenzuhalten, Kinder seien „als einzige ungeschützt“.
● Long-Covid bei Kindern ist selten und kaum von Lockdown-Folgen zu unterscheiden: Das Phänomen ist unklar definiert und unzureichend untersucht. Die besten verfügbaren Daten deuten darauf hin, dass Kinder, die nachweislich eine Infektion durchlaufen haben, nur selten betroffen sind, und kaum häufiger als Gleichaltrige ohne Infektionsnachweis (Blankenburg et al., 2021; Radtke et al., 2021; ONS, 2021)
● Schulen und KiTas spielen eine untergeordnete Rolle bei der Verbreitung von COVID-19. Erwachsene stecken häufiger Kinder an als umgekehrt (Heudorf und Gottschalk, 2021a; RKI, 2021).
● Geschlossene Schulen und KiTas führen zu höheren Inzidenzen bei Kindern und Jugendlichen, weil Infektionen im häuslichen Umfeld und im Freizeitbereich häufiger sind, als im streng regulierten Schulalltag. (Isphording et al, 2021)