12.09.2021 – Die neue Coronaverordnung von Schleswig-Holstein bringt die Erwachsenen der Normalität näher, die Kinder müssen wieder warten.
Gesundheitliche Kollateralschäden bei Kindern werden in Kauf genommen, Studien zeigen ein erschreckendes Ausmaß an.
Initiative Familien fordert daher erneut einen Paradigmenwechsel bei Kindern und Jugendlichen: Ihre Rechte und Bedürfnisse müssen oberste Priorität haben!
Ein großer Schritt zurück zur Normalität
So ist es auf der Homepage der Staatskanzlei zur neuen Corona-Verordnung vom 07.09.2021 zu lesen. Und weiter: Ab dem 20. September fallen viele Beschränkungen für geimpfte, genesene oder getestete Menschen.
“Der 20. September wird ein großer Schritt zurück zur Normalität mit weniger Grundrechtseinschränkungen in einer weitgehend geöffneten 3G-Welt“, sagte Ministerpräsident Daniel Günther in Kiel.[1]
Dies gilt allerdings nicht für die Schulen, dort wird bis auf weiteres an der Maskenpflicht festgehalten, mindestens bis nach den Herbstferien.
3G gilt nicht für Kinder
Die neue Verordnung zeigt, dass wiederholt Kinder und Jugendliche in ihren persönlichen Rechten eingeschränkt werden und das, obwohl die Impfquote bei Schülern in Schleswig-Holstein am höchsten liegt im bundesweiten Vergleich. Laut RKI Stand vom 09.09.2021 liegt sie bei 50,6%.
Überall dort, wo die 3G-Regel greift, dürfen Erwachsene mit dem Wegfall der Beschränkungen rechnen. So dürfen beispielsweise Stadien wieder voll ausgelastet werden, in Beherbungsbetrieben wird ein Test nur noch bei Anreise verlangt und die Regelungen zur Kontaktdatenerfassung werden weitestgehend aufgehoben. Auch Diskotheken dürfen wieder den Betrieb unter Einhaltung der 3G-Regelung aufnehmen.
Erneut müssen sich die Kinder nach 18 Monaten Pandemie fragen, warum sie gegenüber Erwachsenen schlechter gestellt werden und das, obwohl sie seit April zweimal pro Woche getestet werden. Bis auf weiteres wird an der Pflicht zum Tragen einer MNB am Sitzplatz in der Schule festgehalten, obwohl die Kinder getestet sind. Dort sitzen die Kinder in festen Gruppen jeden Tag teilweise bis zu 8 Stunden mit Maske, gehen sie abends mit ihren Eltern Essen oder ins Kino, sehen sie, dass die Erwachsenen die MNB abnehmen dürfen, sobald sie den Sitzplatz eingenommen haben. Viele Kinder erkennen den Widerspruch und bitten ihre Eltern um Antworten, die wir ihnen wiederholt nicht geben können.
Wir fragen uns, warum in Deutschland das Sozialleben von Kindern gegenüber den Erwachsenen nachrangig betrachtet wird? Der Blick in unsere europäischen Nachbarländer zeigt, dass dort ein anderer Fokus gesetzt wird. Die Einschränkungen fallen zu allererst in den Schulen und danach für die Erwachsenen. So hat unser direkter Nachbar Dänemark die Pflicht zum Tragen einer MNB in Schulen und Gemeinschaftseinrichtungen bereits im August beendet, weitere Regeln für die Allgemeinheit wurden für den 10.September angepasst.
Gesundheitliche Kollateralschäden werden in Kauf genommen
Die Maßnahmen haben erschreckende Auswirkungen auf die psychische Integrität unserer Kinder. Das Institut für Generationenforschung hat in einer repräsentativen Studie 1.231 Pädagogen und Grundschullehrer betreffend ihrer Wahrnehmung über zu betreuende Kinder befragt. Es wurden infolge 22.511 Kinder beurteilt.
30% der Kinder zeigten Auffälligkeiten im sozialen Bereich. „In Deutschland gab es noch nie so viele unglückliche Kinder. Wir sind es unseren Kindern schuldig hier gegenzusteuern.“so Studienleiter und Generationenforscher,Dipl.-Psych. Rüdiger Maas, M.Sc. [2]
Auch eine Sonderanalyse der DAK spricht von “alarmierenden Folgen für Kinder und Jugendliche”. So wurden 2020 in den Krankenhäusern 60 Prozent mehr Mädchen und Jungen aufgrund einer Adipositas behandelt als im Vorjahr. Die Zahl junger Patienten mit starkem Untergewicht stieg um mehr als ein Drittel. Essstörungen wie Magersucht und Bulimie nahmen um fast zehn Prozent zu. [3]
In einem Schreiben vom 13.Juli 2021 fordert die Menschrechtskommissarin des Europarates, Dunja Mijatović von den deutschen Behörden sicherzustellen, dass das Wohl von Kindern bei allen sie betreffenden staatlichen Maßnahmen Priorität hat.” In einer Zeit, in der sich die gravierenden Auswirkungen der Pandemie und der damit verbundenen Eindämmungsmaßnahmen für Kinder und Jugendliche so deutlich abzeichnen, sollte der Schutz ihrer Rechte und Bedürfnisse für die Bundesregierung absolute Priorität haben“, betonte sie. [4]
Initiative Familien fordert daher, dass die Landesregierung von Schleswig-Holstein nun auch einen Paradigmenwechsel bezüglich der Coronamaßnahmen für Schülerinnen und Schüler durchführt. Bevor es Erleichterungen für Erwachsene gibt, sind zuallererst unsere Kinder zu berücksichtigen. Wir verlangen zumindest bei getesteten Kindern eine Gleichstellung mit getesteten Erwachsenen.